INTERHYP-ZINSBERICHT VOM 3. JUNI 2015
Nerven bewahren nach Zinsanstieg bei Immobilienkrediten
- Interhyp-Bauzins-Trend-Index: Experten erwarten kurzfristig mehrheitlich gleichbleibende Konditionen - aber auch Schwankungen
- Finanzierungen weiterhin unter 2 Prozent möglich
- EZB: Leitzins bleibt niedrig
Michiel Goris, Vorstandsvorsitzender der Interhyp AG: "Nachdem die Zinsen für Immobilienkredite Anfang Mai binnen weniger Tage um mehr als 0,5 Prozentpunkte gestiegen waren, haben sich die Konditionen im Monatsverlauf eingependelt. Trotz des Zinsanstiegs bleiben die Finanzierungsbedingungen für Immobilienkäufer sehr gut. Aktuell verlangen die meisten Kreditinstitute für Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung um 1,7 Prozent. Mit ihrer heutigen Entscheidung belässt es die EZB beim historisch niedrigen Leitzins, sie setzt ihre Niedrigzinspolitik und den Ankauf von Staatsanleihen fort. Vor diesem Hintergrund ist kurzfristig mit gleichbleibenden Zinsen zu rechnen, wobei es zu Schwankungen kommen kann. Wenn mittel- bis langfristig die Konjunktur anzieht und die Nachfrage nach deutschen Staatsanleihen nachlässt, sind steigende Zinsen für Immobilienkredite zu erwarten."
(München, 3. Juni 2015) Dieses Bild zeichnet auch der Interhyp-Bauzins-Trend-Index, für den wir erneut Experten und Analysten von Kreditinstituten befragt haben.
INTERHYP-BAUZINS-TREND-INDEX
Der Bauzins-Trend-Index beruht auf den Aussagen des Expertenpanels*.
Werden die Zinsen steigen, sinken oder gleich bleiben?
Zinsentwicklung kurzfristig
(4 Wochen)
Gleichbleibend: 66,67% | Fallend: 33,33% | Steigend: 0% |
Zinsentwicklung mittel- bis langfristig
(6 Monate bis ein Jahr)
Gleichbleibend: 44,44% | Fallend: 0% | Steigend: 55,56% |
*Interhyp-Bauzins-Trend-Index: Für diese Ausgabe haben uns Experten der Commerzbank, der HypoVereinsbank, der ING-DiBa, der Postbank, der MünchenerHyp, der PSD RheinNeckarSaar, der PSD RheinRuhr, der Sparkasse Hannover und der Sparkasse zu Lübeck ihre Einschätzung zur kurz- sowie mittel- und langfristigen Zinsentwicklung gegeben. Der Interhyp-Bauzins-Trend-Index sagt aus, wie viel Prozent der Experten jeweils die Antwort fallend, steigend oder gleichbleibend angegeben haben.
Wie die jüngste Interhyp-Expertenbefragung ergeben hat, erwartet die Mehrheit der Experten im Juni gleichbleibende Konditionen bei Immobilienkrediten. Ein Experte der Postbank erklärt: "Die Renditen von Bundesanleihen liegen unseres Erachtens aktuell näher am fundamental gerechtfertigten Niveau als zuvor. Wir rechnen deshalb zunächst auch mit einer weiteren Beruhigung des Marktgeschehens und einem weitgehend stabilen Kapitalmarktzinsniveau. Dies sollte sich dann auch entsprechend bei den Konditionen für Hypothekendarlehen niederschlagen".
Von fallenden Zinsen gehen in den nächsten vier Wochen weniger Experten aus als noch im Mai. Möglich ist dieses Szenario jedoch ebenfalls. "Die Renditen haben in den zurückliegenden Wochen deutlich aufwärts tendiert. Wir betrachten diese Entwicklung an den Rentenmärkten hingegen als überzogene Reaktion der Marktakteure und rechnen kurzfristig wieder mit rückläufigen Renditen", erläutert ein Experte der PSD Rhein Neckar Saar.
An der mittel- bis langfristigen Einschätzung zum Zinsniveau hat sich im Juni bei den Experten kaum eine Meinungsänderung ergeben. Knapp die Hälfte geht von gleichbleibenden Konditionen aus. Über die Hälfte der Befragten sieht allerdings das Risiko für steigende Zinsen bei Immobiliendarlehen. "Sollten sich in den nächsten Monaten die Anzeichen einer anziehenden Inflation weiter verdichten und/oder die Europäische Zentralbank ihr Verhalten beim Ankauf von Anleihen verändern, müssen wir wohl in Zukunft mit einem steigenden Zinsniveau rechnen", erklärt ein Experte der Sparkasse zu Lübeck.
Trendwende aus der Krise?
Ob es ein Licht am Ende des Tunnels ist, oder nur ein entgegenkommender Zug, muss sich zeigen: Die Inflationsrate im Euroraum ist etwas gestiegen. Und die Arbeitslosenquote hat zumindest nicht weiter zugenommen, selbst wenn sie in der Eurozone noch immer über zehn Prozent liegt. Der Euro-Austritt Griechenlands, der "Grexit", ist zwar ebenso wenig gebannt wie der Staatsbankrott des Landes. Die Märkte reagieren jedoch zunehmend gelassen auf neue Hiobsbotschaften aus Athen. In den nächsten Monaten wird sich genauer herauskristallisieren, ob Europa die Trendwende aus der Krise schafft und die Notenbanker mit ihrer Politik Recht behalten. Bis September 2016 sollen über eine Billion Euro in den Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren fließen, um die Wirtschaft anzukurbeln und die Inflation anzuheizen. Ein Blick über den Ozean könnte die Hoffnung auf ein positives Ende schüren. In den USA, von wo die Krise ihren Anfang genommen hat, steigen bereits die Löhne und die Inflation klettert - womit dort sogar eine Wende in der Leitzinspolitik wahrscheinlicher wird.
Einen Vorgeschmack, welche Auswirkungen ein Konjunkturaufschwung auf die Zinsen bei Immobilienkrediten haben wird, bekamen Immobilienkäufer im Mai bereits zu spüren. Die Nachfrage nach deutschen Staatsanleihen hatte deutlich nachgelassen, weil optimistische Investoren auch zu Papieren aus anderen Ländern gegriffen haben, die sie in der Vergangenheit gemieden hatten, und die Inflationserwartung gestiegen ist. Dies hatte zu einem Kursverfall und Renditeanstieg bei deutschen Bundesanleihen und Pfandbriefen geführt. Da sich die Zinsentwicklung bei den Hypothekendarlehen an der Entwicklung der Pfandbriefe orientiert, haben sich die Konditionen für Immobilienkredite deutlich von ihrem Allzeittief entfernt, auf das sie in diesem Frühjahr gefallen waren.
Finanzierungsbeispiel
Was die jüngste Entwicklung konkret bedeutet, zeigt das nachfolgende Finanzierungsbeispiel: Die Zehnjahreskonditionen liegen aktuell vielfach bei: 1,69% gebundener Sollzinssatz / 1,70% effektiver Jahreszins**. Für eine Monatsrate von 1.000 Euro lässt sich mit dem genannten Zinssatz ein Darlehen über rund 325.000 Euro aufnehmen**. Diese Darlehenshöhe gilt bei einer anfänglichen Tilgung von zwei Prozent. Bei drei Prozent Anfangstilgung läge die mit 1.000 Euro zu finanzierende Darlehenshöhe noch bei rund 255.000 Euro.
Interhyp-Expertenrat
Der wichtigste Expertenrat angesichts der aktuell etwas schwankenden Zinsen lautet sicher: Ruhe bewahren. Natürlich ist ein Zinsanstieg von 0,5 Prozentpunkten binnen weniger Tage ärgerlich und bedeutet auf zehn Jahre gerechnet mehrere tausend Euro Zinskosten zusätzlich. Ob ein Haus- oder Wohnungskauf auf Dauer jedoch teuer oder günstig ist, hängt nicht nur von den Konditionen ab, zu denen ein Darlehen aufgenommen wird. Wichtig ist, dass Sie sich als Immobilieninteressent nicht unter Druck setzen lassen und nur eine Immobilie erwerben, die wirklich Ihren Anforderungen entspricht. In Anbetracht der in Deutschland hohen Kaufnebenkosten, die für Makler, Notar und Grunderwerb anfallen, ist es wichtig die Immobilie sorgfältig auszuwählen, um Fehlkäufe zu vermeiden. Wer ein solides Finanzierungsobjekt gefunden hat, sollte anschließend die Finanzierung genau an seine Anforderungen anpassen. Je nach aktueller und zukünftiger Einkommenssituation oder der Familienplanung ist es möglich, das Darlehen durch Sondertilgungsoptionen oder Optionen zum Tilgungssatzwechsel an die individuelle Situation anzupassen.
Wer ein Finanzierungsvorhaben plant, kann sich bei Interhyp beraten lassen oder direkt online ein Angebot anfordern
**: Der Zinssatz in unserem Finanzierungsbeispiel für die individuellen Finanzierungsvorhaben von 2/3 der Interhyp-Kunden läge bei diesem Zinsniveau. Dem liegen folgende Annahmen zugrunde: 10 Jahre Sollzinsbindung, 2 Prozent Anfangstilgung, 60 Prozent Beleihungsauslauf, Nettodarlehensbetrag: 100.000 Euro. Voraussetzung: einwandfreie Einkommens- und Vermögenssituation, erstrangige Besicherung über eine Grundschuld, Auszahlung in einer Summe. Die Konditionen können auch regional sowie von weiteren Faktoren abhängig sein. Weitere etwaige Gebühren (z.B. Teilauszahlungszuschläge), Auslagen (z.B. Grundbuchkosten) und sonstige Kosten können anfallen. Sofern der Darlehensnehmer diese im Zusammenhang mit dem Vertrag zu tragen hat, kann sich der effektive Jahreszins erhöhen.