INTERHYP-ZINSBERICHT VOM 4. APRIL 2014
Kreditzinsen bleiben noch historisch günstig
- Inflation fällt überraschend auf 0,5 Prozent
- Furcht vor Deflation nimmt zu
- Baugeldzinsen noch unter der 2,5-Prozent-Marke
Michiel Goris, Vorstandsvorsitzender der Interhyp AG: "In den vergangenen Wochen sind die Bestkonditionen für Immobilienkredite mit zehnjähriger Zinsbindung deutlich unter der 2,5-Prozent-Marke geblieben. Mit Blick auf die aktuelle Inflations- und Wirtschaftsentwicklung müssen Immobilienkäufer kurzfristig nicht mit stark steigenden Zinsen rechnen. Wie günstig Darlehen derzeit aufgenommen werden können, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Vor drei Jahren lagen die Konditionen bei etwa 4 Prozent. Ein 200.000-Euro-Kredit mit zehnjähriger Zinsbindung ist heute rund 30.000 Euro günstiger als 2011."
(München, 4. April 2014) Die Europäische Zentralbank hat bei ihrer jüngsten Sitzung am gestrigen Donnerstag den Leitzins erneut unverändert bei 0,25 Prozent belassen. Damit widerstand sie dem Druck, die Inflation in Europa durch noch billigeres Geld anzukurbeln. Der Preisauftrieb im Euroland war im März laut Statistikbehörde Eurostat auf 0,5 Prozent gesunken - der tiefste Stand seit 2009.
Die Bemühungen der Währungshüter, die Wirtschaft in Gang zu bringen, gleichen immer mehr einem Kampf gegen Windmühlen. Nachdem zwischenzeitlich zaghafte Konjunkturerholungen prognostiziert wurden, ist im März auch Spanien in die Deflation abgeglitten. Kaum blüht die Wirtschaft in einigen Ländern auf, erscheinen am Horizont fortlaufend Gewitterwolken. Die Krim-Krise ist noch nicht ausgestanden und verunsichert weltweit die Anleger. Die Staatspleiten sind noch nicht abgewendet. Erst Anfang April hatten sich die europäischen Finanzminister in Athen versammelt, um über Höhe und Zeitrahmen für weitere milliardenschwere Finanzhilfen für Griechenland zu sprechen.
Auch von außerhalb Europas sind keine nennenswerten positiven Impulse zu erwarten. Zwar ist die amerikanische Volkswirtschaft, und damit die größte der Welt, laut jüngsten Veröffentlichungen im letzten Quartal 2013 leicht gewachsen - allerdings muss die Ökonomie nach Aussagen von FED-Chefin Janet Yellen noch immer gestützt werden. In China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, hat sich die Stimmung indes weiter verschlechtert.
Angesichts der wirtschaftlichen und politischen Unwägbarkeiten bleiben bei Investoren sichere Anlagen gefragt. Diese finden Interessenten in deutschen Unternehmen und Schuldpapieren. Die Rendite für zehnjährige Bundesleihen liegt aktuell bei 1,63 Prozent, weil die Nachfrage nach solchen Papieren entsprechend hoch ist. Die Renditen der zehnjährigen Pfandbriefe bewegten sich im März zwischen 1,85 und 2,0 Prozent nahezu unverändert.
Von den geringen Ausschlägen profitieren Immobilienkäufer: Weil sich die Zinsen für Immobilienkredite an den Renditen für langfristige Anlagen wie Pfandbriefe oder Anleihen orientieren, schwanken die Zinsen für Immobilienkredite kaum. Anfang April liegen die Baugeldzinsen bei unter 2,5 Prozent für zehnjährige Darlehen. Kurzfristig erwarten wir keine Zinserhöhungen, mittel- und langfristig halten wir Steigerungen angesichts des derzeit sehr niedrigen Niveaus aber für nicht unwahrscheinlich.
Finanzierungsbeispiel
Was die jüngste Entwicklung konkret bedeutet, zeigt das nachfolgende Finanzierungsbeispiel: Die Zehnjahres-Konditionen liegen aktuell vielfach bei 2,34% gebundener Sollzinssatz/2,37% effektiver Jahreszins*. Für eine Monatsrate von 1.000 Euro lässt sich mit dem genannten Zinssatz ein Darlehen über rund 277.000 Euro aufnehmen.
Interhyp-Expertenrat
Unsere Umfragen zeigen immer wieder, dass die niedrigen Baufinanzierungszinsen ein Hauptgrund sind, jetzt in Immobilien zu investieren. Allerdings zeigen die Erfahrungen unserer Berater, dass es in begehrten Lagen nicht immer einfach ist, ein geeignetes Objekt zum Kauf zu finden. Wer eine Eigentumswohnung gefunden hat oder ein Haus bauen möchte, kommt jedoch in den Genuss des Zinsumfeldes. Auch Immobilienbesitzer mit laufenden Krediten sollten sich erkundigen, inwieweit sie zum Beispiel durch Forward-Kredite das günstige Zinsniveau für ihre zukünftige Anschlussfinanzierung nutzen können.
Wir empfehlen Kreditnehmern, die niedrigen Zinsen für einen langen Zeitraum festzuschreiben. Zwar locken Kredite mit fünfjähriger Zinsfestschreibung in vielen Fällen mit Konditionen von unter 1,8 Prozent. Allerdings stehen Käufer dann bereits im Jahr 2019 vor einer Anschlussfinanzierung, die möglicherweise zu deutlich höheren Konditionen aufgenommen werden muss. Zinsbindungen von mindestens zehn Jahren sehen wir daher als Pflicht an. Da auch Kredite mit 15 oder 20 Jahren Zinsbindungen unter drei Prozent kosten, sollten auch diese in Betracht gezogen werden. Für einen adäquaten Mehrpreis erhalten Kreditnehmer damit deutlich mehr Planungssicherheit und schützen sich vor einer möglichen Verteuerung ihrer Darlehensrate.
Um die Finanzierung zusätzlich abzusichern, raten wir weiterhin zu Anfangstilgungen von mindestens zwei Prozent. Ältere Kreditnehmer oder Käufer mit hohem Eigenkapitalanteil sollten darüber hinaus Volltilger-Darlehen prüfen.
*: Der Zinssatz in unserem Finanzierungsbeispiel für die individuellen Finanzierungsvorhaben von 2/3 der Interhyp-Kunden läge bei diesem Zinsniveau. Dem liegen folgende Annahmen zugrunde: 10 Jahre Sollzinsbindung, 2 Prozent Anfangstilgung, 60 Prozent Beleihungsauslauf, Nettodarlehensbetrag: 100.000 Euro. Voraussetzung: einwandfreie Einkommens- und Vermögenssituation, erstrangige Besicherung über eine Grundschuld, Auszahlung in einer Summe. Die Konditionen können auch regional sowie von weiteren Faktoren abhängig sein. Weitere etwaige Gebühren (z.B. Teilauszahlungszuschläge), Auslagen (z.B. Grundbuchkosten) und sonstige Kosten können anfallen. Sofern der Darlehensnehmer diese im Zusammenhang mit dem Vertrag zu tragen hat, kann sich der effektive Jahreszins erhöhen.